Was bewegt einen dazu ein Jahr lang in Ghana zu leben? Das haben mich viele Leute vor meinem Jahr hier gefragt. Die Antwort darauf war für mich eigentlich immer ziemlich einfach: Eine andere Kultur kennen lernen, viele neue Erfahrungen sammeln und natürlich mit den Menschen und der Gemeinschaft vor Ort zusammen leben.
Doch wie es sich anfühlen würde immer aufzufallen, anders zu sein und nicht das Gefühl zu haben dazuzugehören, daran habe ich nie wirklich einen Gedanken verschwendet.
Leider merkt man hier sehr schnell, dass man immer der Obruni sein und bleiben wird. Ich benutze die gleichen öffentlichen Verkehrsmittel wie die Ghanaer, ich kaufe die gleichen Lebensmittel, ich trage sogar die gleichen Kleider und Schuhe wie die ghanaischen Frauen, ich hole mein Wasser wie alle andern auch aus dem Brunnen, doch ich bin trotzdem der Obruni.
Was sagt denn die Hautfarbe über eine Person aus? Rein gar nichts!
Und doch meinen einige Ghanaer zu wissen, dass Weiß sein so unglaublich viel besser sein muss als Schwarz. Darüber möchte ich mich jetzt nicht auslassen, denn über Privilegien lässt sich zu viel diskutieren.
Das Einzige, was ich los werden wollte ist, dass ich gerne die Straße entlang laufen möchte, ohne dass mir eine Horde Kinder „Obruuuuuni“ hinterher schreit, ohne dass mich Leute antatschen, ohne dass mich irgendwelche wildfremden Männer nach meiner Handynummer fragen – ich möchte einfach nur dazu gehören- mich normal fühlen…
Bevor jetzt jemand denken sollte, dass es mir nicht gut geht: Ich fühle mich trotzdem wohl hier, denn es gibt auch unglaublich schöne Momente in denen z.B. ein kleiner Junge aus der Nursery mir auf der Straße mit „Madam Mona“ entgegen gerannt kommt und mir in die Arme hüpft.
Auch weiß ich, dass die „Obruni“ Rufe als Bewunderung gemeint sind. Doch wäre es mir natürlich wesentlich lieber, wenn das Kind an der Straßenecke (, welchem ich nun schon bestimmt 10-mal erklärt habe, dass ich Mona heiße,) endlich aufhören würde mich Obruni zu nennen.
Ich möchte auch nicht den Anschein entstehen lassen, dass einen ALLE nur Obruni nennen, denn so ist es auf keinen Fall. Häufig werde ich auch mit Madam, Sister, oder manchmal sogar mit Mona begrüßt. Das ruft dann irgendwie sofort ein Grinsen auf meinem Gesicht hervor.
Wie schnell man sich doch auch an den kleinen Dingen des Lebens erfreut J
Nun zurück zum Alltagstrott. Seit dem letzten Blogeintrag ist wieder einiges an Zeit verstrichen und ich kann von pleeeeeeenty things berichten.
Zuerst wäre da natürlich unser kleines St. Martinsfest in der Schule zu erwähnen.
Am 11.11 sind Lena und ich vormittags in die nächst größere Stadt Agona Swedru gefahren, um alle Besorgungen für den Kinderpunsch zu erledigen. Bei der Gelegenheit habe ich mir gleich drei neue Stoffe gekauftJ
Der Abend war ein voller Erfolg! Es waren richtig viele Schüler und Lehrer da. Wir haben ein Lagerfeuer organisiert und sind anschließend bei Kerzen- und Laternenschein singend über das Schulgelände gelaufen. Als kleinen Beweis, füge ich zwei Fotos von dem Ereignis hinzu.
Zum Abschluss haben wir dann noch unseren selbst gebrauten Kinderpunsch serviert und dann durfte gegen 19 Uhr wieder jeder nach Hause gehen.
Die arbeitsintensive Vorbereitung hat sich zu 100% ausgezahlt!
Das Wochenende vom 12-14.11 bin ich ganz gemütlich angegangen. Freitags haben Lena und ich komplett in Asikuma verbracht. Samstags ging es nach Cape Coast, um zuerst die Bleibe der neuen vierer WG zu bewundern und um anschließend ein bisschen zu shoppen.
Unser einziges Problem dabei war, dass wir von Freitag auf Samstag keinen Strom hatten und sich beide Handyakkus dadurch verabschiedet haben. So standen wir zwar an der Haltestelle, an der wir in Cape aussteigen sollten, doch hatten wir keine Ahnung wo sich das Haus der vier befindet. Ich kam dann auf die glorreiche Idee eine Ghanaerin nach „white people who live around this corner“ zu fragen….ganz schlechte Idee….in Cape leben nämlich (nicht wie in Asikuma) pleeenty whites. Also half uns das auch nicht wirklich weiter. Irgendwann stand Lena bei einem Schwaben im Wohnzimmer, durfte von dort aus ihr Handy (sie hatte Gott sei Dank ihr Ladegerät dabei!) anschließen und konnte dadurch Lisa anrufen, die uns dann abholte.
Nach der Wohnungsbewunderung (ich beneide die 4 jetzt schon um ihr Bad & Toilette) sind Teresa, Lisa, Lena und ich dann in die Stadt gefahren. Gegen Nachmittag bin ich alleine und bestückt mit einem Haufen Einkaufstüten zurück nach Asikuma gefahren.
Sonntag war dann in der Früh (Punkt 6 Uhr) mal wieder Waschen angesagt, damit ich den Rest vom Tag gemütlich angehen konnte.
Die folgende Woche (15.11-19.11) ist eigentlich wie immer verlaufen. Es sind zwar noch ein paar Unstimmigkeiten mit dem Schulleiter aufgetreten, aber irgendwie habe ich mich jetzt einfach damit abgefunden, dass ich in dem Jahr mit ihm NICHT auf einen Nenner kommen werde.
So langsam beginnen wir in unseren Kunstunterrichtstunden mit den ersten Weihnachtsbasteleien. Es ist ein komisches Gefühl bei über 30 Grad, Palmen und Sonnenschein an Weihnachten zu denken.
Übers Wochenende bin ich zum ersten Mal nach Kumasi gefahren. Das ist die zweitgrößte Stadt Ghanas und liegt in der Ashanti Region (Mitte von Ghana). Kumasi ist berühmt für seine Märkte. Angeblich besitzt es die größten Märkte Westafrikas.
So machten wir uns Samstagmorgen bereits um halb 5 auf den Weg Richtung Mankessim, um dann ein „schnelles&sicheres“ Trotro nach Kumasi zu bekommen. Das Trotro war auch sehr komfortabel und sah recht neu aus, doch ein Reifen ist trotzdem nach nur 30 Minuten Fahrt geplatzt!
Da der Reifenwechsel aber schnell von statten ging, waren wir nach ca.4 ½ Stunden in Kumasi, wo wir uns im Hotel mit Lisa, die von aus Cape Coast aus losgefahren ist, getroffen haben.
Anschließend sind wir direkt in das Cultural Centre. Das ist ein großes Areal mitten in der Stadt, mit einem schönen Park und einigen Kunsthandwerkstätten.
Nach einer kurzen Ruhepause und Alvaro Passion Fruit Erfrischung in einer Chop Bar im Cultural Center, ging es direkt weiter auf den Markt.
Mein erster Eindruck: Menschenmassen, schreiende Marktverkäufer und ungeregelter Verkehr!
Doch es war ziemlich aufregend sich durch die verschiedenen Marktviertel durchzukämpfen, um am Ende in der „Stoffabteilung“ raus zu kommen.
Da wir alle drei noch ziemlich geschlaucht von der Fahrt waren, haben wir nicht mehr viel Zeit auf dem Markt verbracht, sondern sind zurück zum Hotel, um dann kurze Zeit später in einem richtigen Restaurant europäisch Essen zu gehen. Die Preise waren zwar gesalzen, doch man kann sich ja auch mal was gönnenJ
Am nächsten Morgen ging es nach einem leckeren Egg Sandwich an der Straße (für 40 Cent!) zurück auf den Markt um das restliche Geld für Stoffe auszugeben.
Und wie soll es anders sein, nun bin ich stolze Besitzerin von 6 neuen Stoffen und gleichzeitig pleite für diesen MonatJ
Kumasi hat sich auf alle Fälle gelohnt und so sind wir drei Mädels gegen 12 Uhr wieder nach Hause gefahren.
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