Samstag, 2. Oktober 2010

Die erste und letzte Beerdigung in Ghana! 17.09.-26.09.



Zuerst möchte ich mich bei euch entschuldigen, dass ich erst jetzt wieder meinen Blog aktualisiere, doch wie die meisten von euch wissen, habe ich hier in unserem kleinen Asikuma noch keinen Internetzugang und es ist bereits schon wieder zwei Wochen her, dass ich in Cape im Internetcafé war. Doch ab der nächsten Woche bin ich (hoffentlich) stolze Besitzerin eines USB-Internetsticks und werde dadurch auch öfters mal online sein, um dann auch endlich die vielen lieben Mails zu beantworten, die ich bekommen habe. Momentan beschränkt sich mein Kontakt mit der Außenwelt aufs Briefeschreiben, wobei ich das mittlerweile fast schon bevorzuge, da ein Brief viel persönlicher ist und mehr aussagt als tausende von Mails. Das einzige Problem dabei ist, dass Lena und ich die Öffnungszeiten unserer Post Office noch nicht austüfteln konnten. Wir statten dieser nämlich zweimal täglich einen Besuch ab und immer wenn wir kommen ist sie geschlossen- Welcome to GhanaJ
Aber wir bleiben optimistisch und versuchen es von Tag zu Tag erneut, irgendwann muss sie ja mal ihre Türen öffnen!

Was gibt’s sonst noch neues: Freitags bevor wir nach Cape gefahren sind ist noch etwas ziemlich ärgerliches passiert. Es wurde ein „teachers meeting“ einberufen, da irgendein Education Council Typ (ich blicke bei den ganzen Ämtern hier nicht mehr durch) zu Besuch kam. Jeder Lehrer hatte dann die Gelegenheit seine Sorgen, Probleme und Bitten loszuwerden. Eine Lehrerin beschwerte sich, dass es überflüssig sei Computerunterricht zu geben, da die Schule keine Computer besitzt. Daraufhin hat mich dieser „Typ“ angesprochen, dass es in Deutschland doch NGO´s und Firmen gäbe, die Schulen mit Computern ausstatten und in wie weit ich darüber informiert sei, wollte er von mir wissen. Als ich ihm bestätigte, dass solche Spenden existieren und ich weiß, dass die Firma meines Vaters alle paar Jahre Computer an Schulen (in Deutschland) spendet, war sein Kommentar ungefähr so: „ Gott segne euch, ruft noch heute Abend eure Eltern an, fordert sie zum Spenden auf und besorgt uns Computer, ach ja und einen Schulbus brauchen wir auch noch!“ Ich war so entsetzt, dass ich das alles gar nicht mehr kommentieren konnte, ich war einfach nur geschockt. In diesem Moment wurde mir irgendwie bewusst, dass es hier (, wie es eigentlich bei weltwärts vorgesehen ist) nicht um den interkulturellen Austausch geht, sondern einzig und allein um die Kohle. Manche Menschen hier haben ein so unglaublich utopisches Denken von Europa. Ich habe den Eindruck, dass diese wirklich davon überzeugt sind, dass bei uns das Geld auf der Straße liegt.
Dank diesem meeting sind wir dann am Abend auch viel zu spät in Cape angekommen und  haben es nur noch ins Internetcafé geschafft, alle anderen Erledigungen mussten wir verschieben. Aber immerhin hatten wir dann noch einen schönen Abend mit den anderen Freiwilligen in unserer Lieblingsbar mit Blick über Cape und aufs Meer. Für die Nacht gewährten uns Johannes und Matthias Asyl in ihrer Wohnung in Moree. Am nächsten Morgen hieß es dann um 5 aufstehen, damit wir noch gemütlich auf der schönen Dachterrasse mit Blick aufs Meer frühstücken konnten. Danach machten wir uns auf den Weg nach Takoradi (1 ½ Stunden Fahrt) zur Beerdigung des Vaters unserer ghanaischen Mentorin. Dieser Trip war im Nachhinein eher schlecht als recht! Wir haben im Prinzip nichts anderes getan als 5 Stunden vor der Kirche auf Stühlen zu warten, bis die Zeremonie beendet war. Und während dieser Trauerfeier hatten wir alle das Gefühl, dass es gar nicht um den Verstorbenen ging, sondern dass die Prediger möglichst viel Geld für die Kirche einsammeln. Da wurden dann Aufforderungen in den Raum geworfen wie: „Wer gibt 10 Cedi?? Hey wer gibt 10 Cedi?“
Generell ist mir aufgefallen, dass egal wie arm ein Dorf ist, es besitzt immer eine pompöse Kirche. Oder allein schon dass 1000 Leute zur Beerdigung eingeladen waren ist doch irgendwie verrückt??!! Und alle waren danach noch zum Essen und Trinken eingeladen! Was das gekostet haben muss…eigentlich eine richtige Verschwendung…

Nach der Beerdigung haben wir uns in Takoradi ein günstiges Hostel gesucht, waren in einem Restaurant viel zu überteuert essen und sind früh ins Bett, da wir uns am nächsten Morgen um 5 Uhr auf den Weg zum Affenhügel machen wollten.
Als wir diesen besagten Hügel dann am nächsten Tag erreicht hatten, wurde mir gleich bewusst, dass sich das frühe Aufstehen wieder einmal nicht gelohnt hatte, es war nämlich weit und breit KEIN Affe zu sehen!
Also sind wir völlig übermüdet wieder zurück nach Asikuma gefahren und haben uns den Rest vom Sonntag nur ausgeruht.

Montags waren wir dann das 1. Mal richtig produktiv in der SchuleJ Wir haben nämlich für jede Klasse die Stundenpläne auf große Plakate geschrieben und mit durchsichtigem Klebeband „einlaminiert“, sodass sie nicht gleich wieder zerstört werden können(hat sich bereits bewährt!!)
Der Rest der Woche war eher unspektakulär. Langsam kehrt der Alltag ein. Wir halten unsere Creative Arts Stunden, ich noch meine Französisch Stunden, verbringen den Rest der Zeit in der Nursery, oder besuchen das Post Office. Da dienstags ein Feiertag war, haben wir endlich mal angefangen das Office auszumisten, aus dem wir schnellst möglich ein Stuff Room machen wollen. Denn die Lehrer haben keinerlei Rückzugsmöglichkeit. Ich bin mal gespannt wie lange das dauert, bis wir damit fertig sind. Freitags haben wir dann sogar schon mit Streichen angefangen.

Was mir diese Woche besonders aufgefallen ist, ist dass die Kinder sehr laut sind, wenn man keine Cain in der Hand hat. Doch sobald ein Lehrer den Raum betritt, sind sie sofort ruhig, da dieser den Cain benutzt. Lena und ich werden ab nächster Woche Larissas und Hannahs „Catch your Star-System“ weiterführen. Die Kinder, die sich während der Stunde gut verhalten haben, bekommen dann einen Stern und nach z.B. 8 Sternen gibt es dann einen „Award“ wie z.B. einen Sticker oder einen Stift, als kleine Belohnung.

Außerdem bin ich immer davon ausgegangen, dass Kinder oder allgemein Menschen in Deutschland teilweise so verschwenderisch mit Dingen umgehen, da sie sie im Überfluss besitzen, doch hier ist es genauso. Die Schüler besitzen meistens noch nicht mal einen Radiergummi, doch wenn wir dann mit unseren Buntstiften und dem weißen Papier kommen, geben sie überhaupt keine Acht darauf. Es ist ihnen dann auch völlig egal, wenn etwas kaputt geht, da es ja nicht ihre persönliche Sachen sind. Ich muss allerdings dazu sagen, dass nicht alle Kinder so sind, leider jedoch viele!

Donnerstags sind wir dann zu Marie, Annette, Ko und Torben nach Ajumako zum wöchentlichen Kochabend gefahren. Das war wie die Woche zuvor wieder total schön und eine willkommene Abwechslung! Wir haben jedoch nicht ghanaisch sondern ein Essen aus Tanzania gekocht, da Marie bereits 10 Jahre in Tanzania gelebt hat.

Übers Wochenende haben uns Lisa und Simon besucht. Auch wenn die zwei gleich betont haben, dass sie hier in Asikuma nie leben könnten und sie froh sind in Cape zu sein, hat es ihnen glaube ich ganz gut gefallenJ Wir haben viel gekocht, sind durch die Stadt getourt und waren in Joe´s Garden was trinken. Achja und zum Streichen sind wir sogar auch noch gekommenJ Diese Aktion haben Lena und ich dann sonntags erfolgreich beendet. Gott sei Dank! Nun fühle ich mich so richtig wohl in unserer Hall!

Ansonsten haben wir bis jetzt hier noch nie eine ruhige Minute gehabt. Entweder wurde gestrichen, die Hall und unsere Zimmer geputzt, diverse Dinge eingekauft, die Veranda gefegt, gekocht, Stunden vorbereitet, Shirley besucht, Wäsche gewaschen (das dauert hier echt lange und kostet einiges an Schweiß und ist leider auch etwas deprimierend, da trotz härtestem Schrubben die Flecken teilweise jetzt schon nicht mehr zu entfernen sindL ), Bilder aufgehängt, Moskitos bekämpft, gebügelt und und und…

Da es hier um 6 Uhr morgens hell und um 6 Uhr abends dunkel wird und wir von 7:15- 15:30 in der Schule sind, bleibt danach eigentlich kaum noch Zeit um irgendetwas anderes zu tun, denn nach 6 Uhr vermeiden wir es wegen den Moskitos aus dem Haus zu gehen. Außerdem sind wir auch immer so müde, dass wir schon um 9 (spätestens) das Licht ausmachen^^
Doch wir haben jetzt beschlossen, dass das so nicht weitergehen kann. Aus diesem Grund wollen wir nächste Woche den Headmaster unserer Schule darum bitten, dass wir immer schon um 2 Uhr mittags gehen dürfen, damit wir den Tag noch etwas nutzen können. Denn am Wochenende sind wir momentan auch immer on Tour, da wir sooo viel von Ghana sehen wollen. Für das kommende Wochenende ist eine Übernachtung in Hängematten am Strand geplant und das darauf folgende Wochenende wollen wir mit dem Rest der Crew in den Kakum Nationalpark und dort im Baumhaus übernachten um hoffentlich Nachtelefanten zu sehen. Wie ihr seht, mir kann die nächste Zeit nicht langweilig werdenJ

Auch wenn sich langsam der Alltag einstellt und das Heimweh immer weniger wird, denke ich noch sehr oft an zu Hause. Gerade weil jetzt die Zeit der Haiselscher ist und Wurstmarkt war…ohne mich…Dann vermisse ich meine liebe Family, aber da das telefonieren von hier nach Deutschland sehr günstig ist, telefonieren wir fast jeden zweiten TagJ Lena meinte zwar schon, dass ich viel zu viel an der Strippe hänge, aber irgendwie brauche ich das im Moment noch. Dann denke ich oft an meine Mädels und dass ich bisher viel zu wenig Kontakt mit ihnen hatteL
Doch damit ihr alle (Mama, Papa, Michi, Oma Irene&Wolfgang, Opa Karl-Heinz&Hilda, Oma Irmgard, die Schwing Tanten + Familie, Ingo& Anja + die Mädels, Cira, Kathrin, Florine, Stefanie, Jochen, Janna, Rebecca, Meike, Betti…) ganz nah bei mir seid, hängt ihr in mehrfacher Ausführung in meinem Zimmer oder in unserer HallJ

Wahnsinn, jetzt habe ich schon wieder 3 Seiten geschrieben. Aber das war jetzt auch der Bericht für diese Woche.

Eure Mona



2 Kommentare:

  1. Danke, dass Du dir die Mühe gemacht hast, diesen Text zu verfassen, aber ich war auch schon einmal in Ghana, und ich habe das Gefühl, dass man Ghana schlechter macht, als es ohnehin schon ist.( sry Ghana) Immer stellt man nur arme Orte da und keine Ahnung was. Aber:

    Ich denke, es gibt auch in Europa, die Afrika nur als Arm beschreiben würden, und solche Menschen regen mich af, weil sie erst reden und dann erst denken, meistens vergessen sie sogar das Denken!
    Es gibt auch Villen und würden dei Europaer nicht dauernd Irgendwelche Bodenschätze rauben und irgendwelchen Müll abladen, ginge es den Mneschen locker viel besser...

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  2. Hallo Anonym,

    Dein Kommentar lässt den Eindruck erwecken, als hättest Du in Ghana einen Teil Deines Bewusstseins gelassen. Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber irgendwie verstehe ich die Aussage Deines zweiten Absatzes nicht so richtig. Es steht doch jedem frei, seine eigenen Eindrücke zu schildern und ich kann nicht unbedingt erkennen, dass Mona Ghana schlecht gemacht hat.

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