Es gibt Momente, in denen ich mich frage: Warum bin ich überhaupt hier?
Wenn ich wie jeder andere Ghanaer um einen begehrten Platz in einem Taxi oder Trotro nach Breman Asikuma kämpfe, sich dabei jedoch leider alle über den Obruni amüsieren, der um seinen Sitzplatz kämpft.
Soll ich denn nur weil ich weiß bin, mich nicht wie alle anderen verhalten?
Oder ist es so abwegig sich zu beschweren, wenn ein Taxifahrer versucht auf seine Rückbank eine über 100 Kilo schwere Frau zu quetschen, auf der bereits 3 Personen sitzen und er noch nicht mal mehr die Tür zubekommt?
Da hätte sich ein Ghanaer auch lauthals beklagt, denn es ist bei weitem nicht so, dass die ghanaischen Fahrgäste sich alles gefallen lassen würden. Doch wenn der Obruni sich wehrt, dann wird sich über ihn lustig gemacht.
Warum?
Ich muss zugeben, dass es viele Momente gibt, in denen ich mir einfach denke, dass ich endgültig genug von Ghana habe, einfach nur meine Sachen packen will und nach Hause fliegen möchte.
Doch dann kommen Augenblicke, die diese ganzen schlechten Momente völlig in den Schatten stellen…
…wenn unsere Schüler schon fast ein Wettrennen veranstalten, nur um die leeren Watersachets für unser Recyclingprojekt vom Boden aufzusammeln
… wenn die kleine Richarda mir morgens in die Arme springt
… wenn Eric völlig fasziniert unsere selbst genähten Mülleimern bewundert
… wenn unsere wunderbare Schulköchin mir mit ihrem schönsten Lächeln mein Mittagessen überreicht
… wenn sich unsere Bananenfrau freut, nur weil wir sie immer grüßen und fragen wie es ihr geht
… wenn ich mit einem leckeren Fruchtshake am Kokobongo Strand sitze und die Sonne und das Meer genieße
Es sind so viele kleine Dinge, die mir beinahe täglich die Bestätigung geben, dass es die richtige Entscheidung war dieses Jahr zu machen.
Nun aber genug von meinen Gedankengängen.
Ich komme zurück zum Alltag:
Momentan bin ich in der Schule ziemlich ausgelastet. Wenn keine Kunst- oder Büchereistunden stattfinden, werden fleißig Mülleimer genäht, Recyclingplakate aufgehängt und andere kleine Dinge erledigt.
Über Langeweile kann ich wirklich nicht klagenJ
Dadurch verfliegen die Wochentage und der Besuch von Mama und Papa rückt immer näher, ich kann es kaum erwarten!
Letztes Wochenende war Lisa bei uns zu Besuch und wir haben es uns mit Käsefondue, Mousse au Chocolat und einigen Filmen gut gehen lassen. Sonntags sind wir dann noch an den Strand gefahren um das schöne Wochenende gebührend ausklingen zu lassen.
Seit letzter Woche ist eine dritte deutsche Freiwillige hier in Asikuma. Sie bleibt allerdings nur für 4 Monate und arbeitet im Krankenhaus. Wir haben uns mit ihr samstags in einer Bar hier im Ort getroffen und ihr anschließend noch unsere gemütliche Behausung gezeigt.
Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel neues, außer vielleicht noch, dass sich das Klima um 180 Grad gedreht hat. Man glaubt es kaum, doch ich friere momentan nachts sogar richtig und brauche zum Schlafen zwei Decken!
Dafür ist der Wüstenwind Harmattan verantwortlich, der zurzeit sein „Unwesen“ treibt.
Es sieht den ganzen Tag nach Nebel aus, was jedoch täuscht, denn das ist der feine Wüstensand, dank dem auch unsere gesamte Wohnung am Einstauben ist!
Doch ich will mich gar nicht beklagen, denn ich finde die Temperaturen soooo angenehmJ
Ich habe fast vergessen, wie es ist mal nicht den ganzen Tag zu schwitzen.