Sonntag, 3. Juli 2011


Es ist wie es ist. Ich bin weiß und der Großteil meiner Mitmenschen hier ist schwarz. Anfangs war es für mich ein ungewohntes Bild, denn plötzlich zählte ich zu einer Minderheit und nicht mehr umgekehrt. In meinen Augen ist die Hautfarbe nur ein kleines Detail, das sich in das Ganze des Menschen einfügt. Doch setzt hier dieses „kleine Detail“ unüberwindbare Hindernisse, beiderseits.
Ich werde in Ghana immer der Obruni sein. Ich versuche die Sprache zu lernen, ich esse die lokalen Gerichte, man kennt mich in Asikuma. Verlasse ich jedoch dieses „heimische Areal“ Asikuma und fahre nur in das Nachbardorf, bin ich wieder der Obruni und die Leute heißen mich in Ghana willkommen.
Den Menschen hier bedeutet die Hautfarbe so viel. Weiß zu sein ist ein Privileg, wenn man weiß ist, liegt einem die Welt zu Füßen- weiß = Reichtum.
Natürlich bin ich privilegiert aufgewachsen, habe eine gute Bildung genossen, habe Eltern, die mich lieben und mich in jeder Lebenslage unterstützen und ich wurde nie mit großen finanziellen Problemen konfrontiert.
Doch liegt das wirklich an der Hautfarbe?
In Deutschland gibt es auch arme weiße Menschen, genauso wie man hier in Ghana auf reiche schwarze Menschen trifft.
Warum dann alles nur auf die Hautfarbe reduzieren?
Es sagt doch so wenig über einen Menschen aus! Und doch ist dieses scheinbar unbedeutende Detail ein großes Hindernis in meinem Alltag. Es fällt mir schwer ich Ghanaer_innen zu öffnen und Freundschaften einzugehen, da mir stets eine innere Stimme zuflüstert, dass man nur wegen meiner Hautfarbe Interesse an mir zeigt.
Doch liegt das wirklich nur an der Hautfarbe, oder sind es einfach nur die großen kulturellen Unterschiede?
Bis jetzt –nach 10 Monaten- habe ich leider noch keine Antwort darauf gefunden.


Ansonsten steigt bei mir von Woche zu Woche die Vorfreude auf zu Hause. Ich male mir ständig aus, was ich dann alles machen werde. Die Liste wird von Tag zu Tag länger und länger.

-         noch 6 Wochen-

Die letzten Wochen sind wie im Flug vergangen und in einem Monat ist auch schon meine Cousine Lena für 2 Wochen in Ghana.
Das erste Juni Wochenende war ich in Kumasi auf einem Qualifikationsspiel Ghana vs. Kongo für den Africa Cup. Auch wenn es wie in Strömen geregnet hat, war es ein tolles und einmaliges Erlebnis! Wir hatten für umgerechnet 6 Euro VIP Karten und dadurch eine exzellente Sicht aus das Spielgeschehen. Ghana hat am Ende dann auch mit 3:1 gewonnenJ

Das zweite Juniwochenende haben Lena, Lisa, Teresa und ich freitags bei uns in Asikuma einen Mädels Abend mit Käsefondue, Obstsalat und einem guten Film gemacht. Samstag und Sonntag war ich mal wieder in Cape Coast.

Das dritte Juniwochenende sind Lisa, Lena und ich ein letztes Mal nach Kumasi gefahren, da ich dort mein Traumbild abholen musste. Diese Gelegenheit wurde gleich noch zum Souvenirs einkaufen genutzt. Doch war es sehr anstrengend für einen Tag eine Fahrt von über vier Stunden mit sehr sehr schlechten Straßenbedingungen in Kauf zu nehmen!

Das letzte Wochenende war lang, anstrengend aber auch sehr schön. Lena und ich sind bereits freitags nach Cape Coast gefahren, da wir viele Dinge zu erledigen hatten. Mittags haben wir uns ein leckeres Mittagessen im Castle Restaurant gegönnt und waren danach bei den Jungs in Moree, um endlich Lenas Vanillegipferl Backmischung aufzubrauchen.
Samstags war ich zusammen mit Lena und Teresa bei einer Gastmutter in Mankessim, um selbst einen Batikstoff zu bedrucken und färben. Ganz ghanaische hat sie uns drei Stunden lang versetzt, was dann dazu führte, dass wir ziemlich unter Zeitdruck standen, da Viktor abends seinen Geburtstag nachfeiern wollte.

Dann noch ganz kurz zu meinem Schulleben: Wir haben heute zum ersten Mal den Test „Obstspießverkauf“ ausprobiert und sofort wieder verworfen!
Lena und ich waren extra in Mankessim günstig das Obst und die Spieße einkaufen, sodass wir jeden Spieß für 20 Pesewas (10 Cent) verkaufen konnten. Wir wollten bei der ganzen Sache natürlich keinen Gewinn machen, sondern einfach nur bei 0 wieder rauskommen. Wir standen den ganzen Morgen in der Küche, haben Mango Ananas und Banane geschält+ geschnitten und aufgespießt.
Gestern wurden die Kinder bereits von uns über den anstehenden Verkauf informiert und wir haben deutlich darauf hingewiesen, dass sie die Spieße nicht kaufen müssen, sondern dass es einfach eine Alternative zu den ungesunden Keksen, die sich sich immer in den Pausen kaufen, sein soll. Unser Schulleiter war davon auch informiert und wir dachten es wäre alles abgeklärt.
Falsch gedacht!
Erstens sind die Spieße gar nicht gut bei den Kindern angekommen, sodass wir sie am Ende für 5 Cent verkauft haben, damit wir sie wenigstens los bekommen und dann haben wir auch noch großen Ärger mit unserer Chefin gehabt.
Sie meinte, dass man Kindern doch kein Obst verkaufen kann. Wir hätten das aus unserer eigenen Tasche bezahlen sollen und sie den Kindern schenken sollen. Ganz nach dem Motto: Ihr habt doch eh das Geld!
Außerdem meinte sie, dass das kein gutes Licht auf die Schule wirft, wenn die „White Ladys“ Obst verkaufen, denn Obst sei was für arme Menschen!

Mir fiel zu diesen Kommentaren gar nichts mehr ein. Ich war einfach nur enttäuscht und kann nicht verstehen, wie man so eine festgefahrene Meinung haben kann!
Es ist wirklich traurig mit anzusehen wie groß die Unterschiede hier vor allem zwischen Stadt und Land ist. In Cape Coast ist es völlig normal sich Mango und Ananas zu kaufen, denn es ist gesund. Doch hier wird
man schief angeschaut, wenn man Vitamine zu sich nimmt.






Stoffe bedrucken+färben

Bowle an Viktors Geburtstag


Obstspießverkauf 

Traumbild!